Donnerstag, 19. August 2010

Neues aus dem Land der tausend Merkwürdigkeiten

Seit Montag bin ich in der Anästhesie. Entgegen dem sonstigen Chaos läuft hier alles sehr geordnet. Die Anästhesisten sind einem bestimmten OP Saal zugeordnet. Ich bin in einem HNO Saal. Meine Betreuerin ist leider ziemlich beschäftigt, da sie zwei Säle und neben mir, bereits 4 Assistenzärzte zu beaufsichtigen hat. Nach der Narkoseeinleitung, die knapp gefolgt von der Ausleitung ja den anästhesiologischen Höhepunkt darstellt, habe ich wieder reichlich Zeit, um dem OP Geschehen zu folgen und wieder den ein oder anderen Unterschied zu Deutschland festzustellen.
Irgendwie ist es komisch. Teilweise sind die Fachabteilungen mit dem neuesten Equipement ausgestattet, ich denke dabei an die Herz- und Neurochirurgie. Und dann wiederum stehen in manchen Sälen uralte Beatmungsgeräte herum und aus den EKG Kabeln blitzen die einzelnen Drähte hervor.
Es gibt die gleichen Systeme für intravenöse Zugänge, aber zum Stauen einen ollen Gummischlauch. Es scheint immer eine Mischung aus Althergebrachtem und Modernem zu sein. Sicherlich ist das Meiste dabei eine Frage des Geldes. Die Zweiklassenmedizin wird hier schon sehr deutlich. Wer es sich leisten kann, wird von den besten Ärzten und mit den modernsten Techniken operiert. Die Anderen bekommen beispielsweise die "Standardnephrektomie" (Nierenentfernung) mit 'ner schönen großen Narbe.
Außerdem ist es hier üblich, dass die Ärzte während der OP rotieren. Das heißt, der Assistenzarzt darf bis zum entscheidenden OP-Gebiet alles vorbereiten und dann kommt der Ober-/Chefarzt für den wichtigsten Teil der OP. Danach entschwindet die Obrigkeit wieder und der Assistent darf alles beenden. Die gestrige HNO OP schien für den Assistenten jedoch eine größere Herausforderung gewesen zu sein, sodass sich der Chefarzt, der sich immerhin noch im Raum befand und das Geschehen verfolgte, erneut sterile Handschuhe überstreifte um zu helfen. Alles schön und gut. Nur stand er doch tatsächlich ohne sterilen Kittel da und operierte. Dieses Schauspiel wiederholte sich dann noch einige Male. Klar hat er aufgepasst nicht an die sterile Abdeckung zu stoßen, aber wie sicher kann man da schon sein, wenn man sich auf die Arbeit konzentriert. Es war ja auch "nur" eine Korrektur der Nasenscheidewand, also kein riesiger offener Schnitt, und die Nasenhöhle ist ja nun auch nicht gerade keimfrei... aber trotzdem ... ohne Kittel???

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen